Erwerb sozialer Fähigkeiten

Immer wieder beklagen sich Schülerlnnen wie auch Lehrerlnnen darüber, dass es gerade in neu zusammengesetzten Klassen lange dauert, bis alle sich in der Klasse zurechtfinden und eine produktive Lern- und Lebensatmosphäre entsteht. Als eine Grundlage unserer Arbeit in der Beobachtungsstufe dient daher ein Programm, das vorrangig den Erwerb sogenannter "life skills" fördert. Der Begriff, den man etwa mit "Lebenskompetenz" übersetzen könnte, wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt. Darunter verstehen wir diejenigen Fähigkeiten, die einen angemessenen Umgang sowohl mit unseren Mitmenschen als auch mit Problemen und Stresssituationen im alltäglichen Leben ermöglichen.

Life skills müssen trainiert werden

Dass diese Fähigkeiten jedoch gerade jüngeren Menschen in zunehmendem Maße fremd sind, können wir in der Schule häufig feststellen. Ursachen dafür sind die Veränderung der traditionellen Familienstruktur, die Verschärfung der ökonomischen Bedingungen vor einem ständig steigenden Konsumbedürfnis und der zunehmende Einfluss elektronischer Medien. Im "Sozialen Lernen" geht es nun darum, mit den Schülerinnen und Schülern den stetigen Erwerb sozialer Fähigkeiten zu trainieren. Dazu stehen uns verschiedene Methoden zur Verfügung.

Das Programm in den 5. und 6. Klassen

Mit Arbeitsformen wie Gesprächen, Rollenspielen, Entspannungsverfahren und Spielen zur Kooperationsfähigkeit beginnen wir in den 5. Klassen, zunächst die Selbstwahrnehmung und das Einfühlungsvermögen der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Dies ist Voraussetzung dafür, die eigenen Schwächen und Stärken zu erfahren und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Gleichzeitig ermöglicht es Toleranz gegenüber anderen Personen, eine Fähigkeit also, die gerade in neuen Klassen von großer Bedeutung ist.

Umgang mit Stress

In einem weiteren Schritt wird der Umgang mit Stress und negativen Emotionen geübt. Dabei vermitteln wir den Kindern Strategien, die es ihnen ermöglichen sollen, mit Gefühlen wie Angst, Ärger, Frustration und Wut umzugehen. Auch dies ist wichtig, denn häufig befinden sich Kinder in der Beobachtungsstufe in der Situation, dass ihre Eltern von ihnen erfolgreiches Arbeiten fordern, sie aber auf dem Weg dahin nicht unterstützen können. Bei Misserfolgen weiß ein Kind dann oft nicht, wie es mit dem eigenen "Versagen" und der Wut oder dem Neid auf andere umgehen soll.

Problemlösen

In diesem Zusammenhang gehen wir auch auf verschiedene Möglichkeiten zum Problemlösen ein, damit Probleme analysiert werden können und Alternativen für eine Lösung entwickelt werden können. Ziel all dieser Übungen ist es, den Schülerlnnen möglichst viele Methoden zu vermitteln, mit denen sie sich selbst und untereinander helfen können.

Körperbewusstsein

Ein letzter Punkt unseres Programms in den 5. und 6. Klassen ist die Stärkung des Körperbewusstseins. Dabei wollen wir präventiv auf die negativen Effekte von Suchtverhalten hinweisen. In dieser Altersstufe bezieht sich das Suchtverhalten auf unausgewogene Ernährung, Bewegungsarmut und Rauchen.

Langfristig sollen mit diesem Programmpunkt das Interesse und die Verantwortung für die eigene Gesundheit gefördert werden. Der Baustein bereitet außerdem auf die Einheit zur Drogenprävention in den 7. Klassen vor.